1. Was ist passiert?
Die Vernichtung der Regenwälder im brasilianischen Amazonas Gebiet hat sich laut Behördenangaben binnen eines Jahres nahezu verdoppelt. In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden bereits 6’404 Quadratkilometer Wald zerstört, wie das brasilianische Institut für Weltraumforschung (Inpe) mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 3’367 Quadratkilometer gewesen, was einen Anstieg um rund 90 Prozent bedeutet.
Durch Wald- und Buschbrände sind in Bolivien seit August bereits mehr als vier Millionen Hektaren Wald- und Grasland verbrannt. Allein in der Region Santa Cruz seien drei Millionen Hektaren Fläche vernichtet worden, erklärte die Umweltschutzorganisation FAN am 18. September. Die Organisation stützt sich dabei auf Satellitenbilder der NASA und der europäischen Raumfahrtbehörde ESA.
Das Amazonas Gebiet liefert 20 Prozent unseres Sauerstoffs und beherbergt zehn Prozent der Artenvielfalt unseres Planeten. Es gilt als die „Lunge unseres Planeten“ – und hilft, das globale Klima zu stabilisieren. Wir brauchen den Amazonas Regenwald zum Überleben.
Die „Feuerweltkarte“ von Global Forest Watch zeigt deutlich, wie viele zerstörerische Brände es aktuell gibt: Allein in der letzten Augustwoche wurden im Kongo rund 110.000 und in Angola 135.000 Brandherde registriert. Auch in Sambia haben die Satelliten rund 73.000 Brände, in Tansania mehr als 24.000 und in Mosambik knapp 40.000 Brände aufgelistet. In Asien brennt es vor allem in der Mongolei und in Indonesien, wo die Satelliten rund 18.500 Brände registrieren. Mehr als 22.500 Brände gibt es in Australien. Betroffen ist aber nicht nur die Südhalbkugel, die alljährliche in den Sommermonaten mit heftigen Waldbränden zu kämpfen hat. Auch in der Arktis brennt es seit etwa einem Monat und zwar so heftig wie seit langem nicht mehr. Gewaltige Feuer toben auch in Alaska und in der kanadischen Provinz Britisch Columbia. Besorgniserregend sind auch die seit Wochen andauernden Brände in der sibirischen Taiga, die sich auf mehr als 130.000 Quadratkilometer ausgeweitet haben, was etwa der Fläche Griechenlands entspricht.
2. Wieso brennt es überhaupt?
Die Trockenheit begünstigt die Brände in Brasilien, sie ist aber nicht die Ursache. Reuters zufolge entstehen viele der Feuer durch Brandstiftung: Bauern wollen damit Weideflächen für ihre Rinder schaffen. Brasilien ist der größte Rindfleisch-Exporteur der Welt, in dem Land gibt es mehr Rinder als Menschen – und die brauchen Platz.
Umweltschützer geben ebenfalls der Regierung in La Paz die Schuld an den Waldbränden. Per Gesetz hatte die bolivianische Regierung das Abbrennen von Wald- und Weideflächen für landwirtschaftliche Zwecke gefördert. Kürzlich gestattete sie Landwirten, 20 statt der üblichen fünf Hektaren Wald anzuzünden.
Jährlich brennen etwa 30 bis 40 Millionen Quadratkilometer Landfläche ab, was allerdings oftmals kaum Einfluss auf die Menschen hat und entsprechend auch kaum medial registriert wird. So sind etwa 70 Prozent des abgebrannten Gebiets Savannen. Auch in diesem Ökosystem gehören regelmäßige Brände zum natürlichen Zyklus und haben einen reinigenden Erneuerungseffekt. Waldbrände in Regenwäldern hingegen haben äußerst fatale Auswirkungen, weil neben dem Artenreichtum auch die in den Pflanzen gebundenen Nährstoffe verloren gehen und unfruchtbare Böden zurückbleiben.
Der Amazonas-Regenwald ist bedroht – aber was hat das mit mir zu tun? Tja, ziemlich viel eben. Bitte lesen Sie weiter, damit Sie heute noch Ihren Beitrag zum Schutz des Amazonas leisten können.
9 Dinge, die Sie tun können!
Gewisse der unten aufgeführten 9 Punkte lassen sich leicht umsetzen, bei anderen ist die Alternative auch nicht gerade motivierend. Uns fällt Punkt 1, 3, 4, 6, 8 und 9 leicht. Zu Punkt 2 möchte ich anmerken, dass ich mich bei unserer Bank erkundigen werde, ob sie in Viehzucht und Sojaanbau investiert. Ich habe mir vorgenommen, ab sofort Ecosia als Suchmaschine zu benützen (Punkt 5), obwohl mir das sehr schwer fallen wird. Beim Punkt 7 habe ich etwas Mühe, weil wir ab und zu Lederschuhe kaufen. Aber wir schauen uns beim nächsten Schuhkauf auf jeden Fall die Liste von Utopia an und kaufen nachhaltige Schuhe, wenn sie uns gefallen und passen.
Welche Punkte können Sie leicht umsetzen und wo harzt es? Ich freue mich sehr über Ihre Kommentare, Ideen und Tipps.
1. Kein Fleisch, Eier und Milch aus Massentierhaltung kaufen
Neben der Viehzucht ist der Sojaanbau der wichtigste Treiber der Regenwaldabholzung in Brasilien. Soja aus dem Amazonasgebiet landet auch bei uns – und zwar als Futtermittel in der Massentierhaltung. Mehr dazu im Soja-Report des Bund für Umwelt- und Naturschutz.
Wussten Sie, dass im Jahr 2018 laut der NGO Amazonwatch 41 Prozent der Rindfleischexporte der EU aus Brasilien stammten? Etwa 43.000 Tonnen Fleisch (ohne Geflügel) wurden laut Statista in den deutschen Markt importiert. Wer Fleisch kauft, sollte darauf achten, dass es aus nachhaltiger Bio-Tierhaltung und aus der Region kommt. Generell gilt bei Fleisch: Weniger ist mehr.
Kaufen Sie deshalb Fleisch-, Eier- und Milcherzeugnisse möglichst in Bio-Qualität und am besten aus der Region. Noch besser als das EU-Bio-Siegel sind die Siegel der Bio-Anbauverbände Demeter, Bioland oder Naturland. Bei tierischen Produkten gilt allgemein, je weniger desto besser.
2. Zu einer nachhaltigen Bank wechseln
Großbanken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die ING.Group investieren Millionenbeträge in die brasilianische Viehzucht und den Sojaanbau – und sorgen so dafür, dass der Regenwald zerstört wird. (Die NGO Amazonwatch hat dazu ausführlich recherchiert: hier.). Wechseln Sie deshalb zu einer nachhaltigen Bank. Nachhaltige Banken investieren Ihr Geld weder in die Regenwaldabholzung, noch in Waffen- oder Atomgeschäfte.
3. Konventionelles Palmöl vermeiden
Im Amazonasgebiet spielt Palmöl zwar eine untergeordnete Rolle, weil das meiste aus Indonesien und Malaysia stammt. Doch Brasilien steht immerhin auf Rang zwölf der Palmöl-produzierenden Länder. Das bedeutet also, dass Sie am besten auf Palmöl verzichten, vor allem auf konventionelles. Das heißt konkret, möglichst wenig verarbeitete Produkte kaufen, weil in circa 50 Prozent Palmöl drin ist. Für solche Produkte gibt es gute Alternativen, welche kein Palmöl enthalten. Mehr zum Thema Palmöl in meinem Blogbeitrag https://madameecolo.com/2019/02/06/palmoel-ist-vermeidbar/.
4. Papier sparen und Recyclingpapier verwenden
Deutschland ist Europas größter Papier-Produzent. Das für die Papier-Produktion verwendete Holz stammt jedoch selten aus heimischen Wäldern, sondern oft aus Skandinavien, Indonesien und Brasilien. Papier besteht aus Holz und für Holz wird eben auch Regenwald zerstört. Aus Altpapier gewonnenes Recyclingpapier steht Frischfaserpapier qualitativ in nichts nach. Also, weniger Papier verbrauchen und 100 Prozent Recycling Toilettenpapier, Haushaltspapier, Notizpapier etc. kaufen ist gut für die Umwelt. Zu diesem Thema habe ich einen Blogpost verfasst, der ebenfalls lesenswert ist: https://madameecolo.com/2018/12/06/taschentuecher-aus-papier-oder-stoff/
5. Aufforstungsprojekte & Ecosia
Nutzen Sie als Suchmaschine Ecosia statt Google. Die nachhaltige Suchmaschine pflanzt für jede Suche Bäume – auch im Amazonas-Regenwald. Auch die Tropenwald-Stiftung Oro Verde pflanzt Bäume, um den Regenwald zu retten. Genauso die Organisation Plant for the Planet. Es stimmt, auch Aufforstungsprojekte sind umstritten. Utopia hat sich 14 empfehlenswerte Organisationen angeschaut.
6. Keine Möbel aus Tropenholz kaufen
Das Holz für unsere Möbel und andere Produkte (wie eben auch Papier) kommt unter anderem auch aus dem Amazonas, wobei Brasilien eine untergeordnete Rolle spielt. Länder wie Malaysia, Papua-Neuguinea, Indonesien, Myanmar und Thailand exportieren weit mehr als das Land im Amazonasgebiet. Dennoch: In Südamerika liegt Brasilien vorn. Ein großer Teil des Tropenholzes wird illegal gerodet und gehandelt, schreibt die NGO Oro Verde. Deshalb gilt auch hier, Möbel und andere Erzeugnisse aus nachhaltiger Produktion oder noch besser gebraucht kaufen.
7. Produkte aus Leder vermeiden
Brasilien ist ein wichtiger Exporteur von Leder – 80 Prozent des brasilianischen Leders werden exportiert. Ob Leder aus Brasilien stammt, ist leider schwer zu erkennen. Ein paar Dinge können Sie trotzdem beachten: Leder wenn möglich aus zweiter Hand kaufen. Wenn das nicht geht, dann Leder-Produkte von nachhaltigen Marken kaufen. Schauen Sie sich dazu die Berichte von Utopia an: Bestenliste Schuhe, Bestenliste Mode-Label, Bestenliste Modeshops
8. Aluminium vermeiden
Aluminium wird aus dem Erz Bauxit gewonnen. Ein Großteil davon kommt in Regenwaldländern vor. Für die Förderung werden Wälder gerodet – auch im Amazonasgebiet. Also, keine Joghurt mit Aluminiumdeckel, Alufolie, Getränkedosen, Einweggrills, Kosmetik- und Lebensmitteltuben kaufen. Tja, das ist gar nicht so einfach, aber Joghurt und Getränke gibt es im Pfandglas oder Flasche ohne Aludeckel, auf Alufolie kann man leicht verzichten, den Einweggrill braucht niemand und bei Kosmetik- und Lebensmitteltuben haben Sie die arge Wahl zwischen Alu und Plastik. Vielleicht finden Sie gewissen Produkte auch im Glas, wie zum Beispiel Tomatenpurée oder Bio Kosmetikprodukte. Bitte schauen Sie sich den Artikel von Utopia über die Schädlichkeit von Aluminium auf Mensch und Umwelt an: Wie schädlich ist Aluminium für Umwelt und Gesundheit?
9. Teilen, austauschen, Petitionen unterschreiben
Informieren Sie sich bei NGOs wie Greenpeace , Amazonwatch, Oro Verde oder dem BUND. Unter dem Hashtag #PrayforAmazonia, #Amazonrainforest oder #AmazonFires können Sie auf Facebook, Twitter oder Instagram Bilder, Artikel oder einfach Ihre Gedanken teilen. So sorgen Sie dafür, dass viele Menschen auf die Situation aufmerksam werden und das Thema im Gespräch bleibt. Denn: Der Schutz des Regenwalds ist essenziell für das Fortbestehen der Menschheit.
Mercosur-Vertrag unter Druck: Die Waldbrände im Amazonasbecken führen auch zu Spannungen auf internationaler politischer Ebene. So widersetzt sich Frankreich angesichts der schweren Waldbrände dem ausgehandelten Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen der EU und vier südamerikanischen Ländern. Auch Irland droht angesichts der Brände mit einem Veto gegen das geplante Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten, sollte Brasilien sich nicht stärker für den Schutz des Regenwalds einsetzen. Auch in der Schweiz regt sich auf politischer Ebene Widerstand gegen das ausgehandelte Abkommen mit den Mercosur-Staaten.
Greenpeace fordert von der brasilianischen Regierung den Stopp des Kahlschlages und den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Brände waren schon immer eine Bedrohung für den Amazonas, aber die Zahl der diesjährigen Feuerausbrüche ist grösser als in den letzten Jahren. Die meisten Waldbrände sind nicht natürlichen Ursprungs, sondern werden gelegt. Auf diese Weise räumt die Agrarwirtschaft das Land, um Platz für Rinder- und Sojabetriebe zu schaffen. Der Amazonas ist die Heimat vieler indigener Völker und traditioneller Gemeinschaften. Er ist eine der artenreichsten Regionen unserer Erde und entscheidend für die Stabilität unseres Klimas. Doch die von der Regierung Bolsonaro gestützte Ausbeutung gefährdet dieses wertvolle Ökosystem.
Je mehr Lärm gemacht wird, desto weniger können Politiker, Konzerne und andere Entscheidungsträger wegschauen. Ich freue mich, wenn Sie auch diesen Artikel teilen und wir es gemeinsam schaffen, dass viele Leute aktiv werden.
Quellen: Utopia, Greenpeace, WWF, Deutsche Welle, NZZ