Palmöl ist vermeidbar

1. Palmöl in jedem zweiten Produkt

Laut WWF verbraucht Deutschland jährlich rund 1,8 Millionen Tonnen Palmöl. Der größte Teil davon geht in Biodiesel (41 %) sowie in Nahrungs- und Futtermittel (40 %), etwa ein Sechstel fließt in die industrielle Verwendung, beispielsweise für Pharmazie oder Reinigungsmittel.

Wussten Sie, dass fast jedes zweite Supermarktprodukt Palmöl enthält? Es findet sich in Tütensuppen, instant Nudelsuppen, Fertiggerichten, Pizzateig, Fertigbackwaren (Brot, Kuchen, Kekse etc.), Knabberzeug (Chips, Flips etc.), Eis, Nutella, Schokolade, Osterhasen, Müslimischungen, Butter, Margarine, Crèmes, Babynahrung, Kerzen, Waschmitteln, Seifen, Kosmetikartikeln – und natürlich im Biosprit.

„Beim Griff ins Supermarktregal  und beim Tanken entscheiden wir auch über das Schicksal bedrohter Arten wie Orang-Utan oder Tiger – und des Regenwaldes. Mittlerweile erstreckt sich der Anbau weltweit auf eine Fläche von etwa 19 Millionen Hektar, rund um den Äquator in artenreichen Regionen, wie Indonesien und Malaysia. Für neue Plantagen werden weiterhin zahlreiche Hektar Regenwald gerodet. Mit der global steigenden Nachfrage wachsen auch die ökologischen und sozialen Probleme.

Aber nicht nur der Palmölanbau muss sich ändern, sondern auch unser Konsum. Dabei geht es nicht um einen Boykott von Palmöl, sondern um einen bewussteren Konsum von Süß- und Knabberwaren, Fertiggerichten und Fleisch. Weniger ist mehr. Denn ein unkritischer Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern verlagert und verschlimmert sie nur.  Denn auch andere Pflanzenöle benötigen Fläche – und zwar mehr als Palmöl. Egal ob Palmöl, Kokosöl, Raps- oder Sonnenblumenöl, es führt kein Weg daran vorbei, den Anbau umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten“(Zitat: WWF Deutschland).

2. Ist nachhaltiges oder bio Palmöl eine gute Alternative?

Es gibt Versuche, Palmöl nachhaltiger zu machen. Der bedeutendste ist der vorwiegend von der Industrie getragene RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl). Er zertifiziert anhand bestimmter Kriterien gewonnenes „nachhaltiges“ Palmöl und soll zum Beispiel Rodungen eindämmen. (Prinzipien des RPSO: PDF)

Inzwischen ist rund ein Fünftel der weltweiten Palmöl-Produktion RSPO-zertifiziert. Derzeit hat der Standard aber noch Schwächen, da er nur die Rodung besonders schützenswerter Wälder verbietet, aber den Anbau auf Torfböden zulässt. Zudem ist der Einsatz hochgefährlicher Pestizide erlaubt. Der RSPO ist derzeit die einzige ernst zunehmende Organisation, die im großen Stil versucht den Palmölanbau etwas nachhaltiger zu gestalten. Gemäß einer umfassenden Studie (PDF) von Brot für die Welt und der Vereinten Evangelische Mission wird klar, dass der RSPO nichts mit „Bio“ zu tun hat.

Strenger ist die Palm Oil Innovation Group (POIG), die sich ebenso wie der RSPO aus Unternehmen und NGOs zusammensetzt. Neben den beiden Bio-Palmölproduzenten Daabon und Agropalma sind hier auch Greenpeace und der WWF vertreten – sowie die Konzerne Ferrero und Danone. Die POIG-Mitglieder gehen zusätzlich zu den RSPO-Vorgaben freiwillige Verpflichtungen ein, die eine umwelt- und klimafreundlichere sowie sozialere Produktion garantieren sollen. Dazu gehören das Verbot von Anbau auf Torfböden, der Schutz von Waldgebieten mit hohem Schutzwert, die Reduzierung von synthetischen Pestiziden und Düngern, der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser, der Schutz der Artenvielfalt und die Einhaltung von Menschen- und Arbeiterrechten. Aber Bio ist auch dieses Palmöl nicht.

„Der größte Unterschied zwischen konventionellem/nachhaltigem und Bio-Palmöl: Für Bio-Palmöl dürfen keine synthetischen Dünger und Pestizide eingesetzt werden, die das Wasser und die Böden belasten. Gedüngt wird auf Bio-Plantagen mit Kompost und natürlichen Mineralien. Der Boden ist permanent bewachsen – so wird er vor Erosion geschützt und seine Fruchtbarkeit erhalten (Gründüngung). Unkraut wird manuell entfernt, Schädlinge werden mit natürlichen Mitteln bekämpft, etwa durch den Einsatz von Nützlingen. Nicht nur die Umwelt, auch die Arbeiter werden so vor gefährlichen Chemikalien geschützt. Palmöl, das in Europa als „Bio“ verkauft wird muss die Anforderungen der EU-Bio-Verordnung erfüllen“ (Zitat: Utopia).

3. Warum Palmöl krank machen kann

Palmöl ist nicht das hochwertigste Pflanzenfett: Es hat einen relativ hohen Gehalt an (ungesunden) gesättigten Fettsäuren und einen niedrigen Gehalt an (gesunden) ungesättigten Fettsäuren. Außerdem steht Palmöl im Verdacht, an der Entstehung von Krankheiten beteiligt zu sein:

  • Beim starken Erhitzen von Palmöl können sogenannte Fettsäureester wie Glycidyl und 3-MCPD entstehen, die nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung als krebserregend gelten. Die Substanz löse im Tierversuch ab einer bestimmten Dosierung Tumore aus.
  • Der relativ hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Palmöl kann nach Ansicht von Medizinern zu einer Verschlechterung der Blutfette führen. Dadurch steige das Risiko für Gefäßverkalkung und Diabetes.

Als besser für die Gesundheit gelten Pflanzenöle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, zum Beispiel Walnussöl oder Leinöl.

4. So können VerbraucherInnen Palmöl meiden

Oft ist es Zufall, ob man zu einem Produkt mit oder ohne Palmfett greift. Denn die palmölfreien Alternativen liegen oft direkt neben den herkömmlichen Produkten mit Palmöl im Regal. Es ist demzufolge leicht, eine Alternative ohne Palmöl zu finden und sie sind oft nicht viel teurer. Es besteht auch die Möglichkeit, in einem Bioladen nach Alternativen zu suchen oder auf diese Produkte zu verzichten. Bei Utopia finden Sie eine Liste mit beliebten Produkten aus Palmöl und guten Alternativen ohne Palmöl.

Wer auf Palmöl verzichten möchte, kann sich vorerst an der Zutatenliste der Lebensmittel orientieren. Dort ist es entweder wörtlich als „Palmöl“ oder „Palm Oil“ oder als „pflanzliches Fett (Ölpalme)“ aufgeführt. Etwas Orientierung gibt der WWF (World Wildlife Fund). Er hat eine lange Liste mit Inhaltsstoffen veröffentlicht, die alle auf Palmöl oder Palmöl-Derivate hinweisen.

Falls es Ihnen zu kompliziert ist, jedes Mal die Inhaltsstoffe zu analysieren, können Sie sich in Deutschland den Codecheck-App auf Ihr Mobiltelefon runterladen und einfach den Strichcode des Produkts im Supermarkt scannen . Die App verrät Ihnen dann, welche Inhaltsstoffe drin sind und ob es Palmöl enthält. So einfach ist das!

4. Fazit: Palmöl ist vermeidbar

Die Hersteller sind also durchaus in der Lage, Produkte ohne Palmöl herzustellen. Unser Bewusstsein ist nun weiter geschärft und wir schauen uns beim Einkaufen nun systematischer die Zutatenliste an. Da wir selber kochen und keine Fertiggerichte verwenden und viele der oben genannten Produkte entweder selber machen, bereits in Bioqualität ohne Palmöl kaufen oder gar nicht essen (wie Nutella), fällt uns die Umstellung leichter. Nur, finden wir eine Alternative für Kinderschokolade und für gute Schweizer Schokolade ohne Palmöl? Ja, denn die Cailler Schokolade ist seit 2016 ohne Palmöl. Im Bioladen habe ich Bio Schokolade ohne Palmöl und aus fairem Anbau gefunden, was eine tolle Alternative zur Kinderschokolade ist.

Reporter Uwe Leiterer versucht, den Kauf von Produkten mit Palmöl zu vermeiden. Den Anstoß haben seine Kinder gegeben – dem Regenwald, den Orang-Utans und der eigenen Gesundheit zuliebe. In diesem interessanten Kurzvideo zeigt er, dass er für die Mehrheit der 31 Produkte mit Palmöl eine gute Alternative gefunden hat. Viel Vergnügen!

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